PROF. DR. MED. HABIL. ERCOLE DI MARTINO

Cochlea Implantat Endlich wieder hören können

Text: Lothar Steckel Foto: Bremer Photo Service, Roland Scheitz
erstmals veröffentlicht in Gesundheit:Bremen 14/13
 

Sie gilt als Prothese für das Innenohr und sorgt dafür, dass ertaubte und stark schwerhörige Menschen wieder hören können: das Cochlea­ Implantat. Die HNO ­Klinik des DiAKO ist in Bremen auf den Einsatz und die Nachversorgung des Implantats spezialisiert.

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Das Implantat hat seinen Namen von der Hörschnecke, die auf lateinisch cochlea heißt. Es ist eine Hörprothese für Ertaubte, deren Hörnerv intakt ist. Sie verstärkt nicht den Schall, sondern umgeht den Gehörgang und liefert Impulse direkt an den Hörnerv. Das CI besteht aus einem inneren und einem äußeren Teil. Die erste Implantation eines CI fand 1978 statt.

 

Ulrike Fast erhielt mit 9 Mo das erste Hörgerät

Von Geburt an war Ulrike Fast (42) beidseitig schwerhörig, an der Grenze zur Taubheit. Ihre Eltern sorgten dafür, dass sie schon mit neun Monaten das erste Hörgerät erhielt. "Ich habe zwar mit den Hörgeräten gehört, aber nicht immer alles verstanden und deshalb von den Lippen abgelesen, erinnert sie sich."

Sie besuchte den Kindergarten und die Schule für Hörgeschädigte an der Marcusallee, machte ihren Realschulabschluss, lernte den Beruf der Erzieherin. Doch nachdem sie ihre drei Kinder geboren hatte, verschlechterte sich ihr Gehör dramatisch. "Ich konnte auch mit Hörgerät fast gar nichts mehr wahrnehmen", berichtet sie.

 

Mit Hörgerät fast gar nichts mehr wahrgenommen

Aus Sorge, ihren Beruf aufgeben zu müssen, entschloss sie sich zu einer Operation im DIAKO. Die dortige Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde ist seit annähernd zehn Jahren auf den Einsatz des Cochlea-Implantats (CI) spezialisiert.

"Das Implantat bietet unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, die Funktionen eines Sinnesorgans fast vollständig wiederherzustellen", sagt Professor Dr. Ercole Di Martino, Chefarzt der HNO-Klinik. Zu diesen Voraussetzungen zählen, dass der Patient die Zeit der Sprachentwicklung möglichst hörend durchlebt hat und der Hörnerv nicht geschädigt ist. Zudem sollte der Patient nicht über längere Zeit – mehr als zehn Jahre – ertaubt gewesen sein und die Motivation zum Wiedererlernen der Sprache mitbringen.

 

Das Gehirn muss das Hören neu lernen

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Ein CI besteht aus einem äußeren Teil mit Mikrofon, Sprachprozessor und Sendespule und einem inneren Teil (Empfangsspule, Stimulator und Elektroden), der während einer ungefähr zwei Stunden dauernden Operation implantiert wird.

Der Operateur führt kleine Elektrodenbündel in die Hörschnecke (Cochlea) ein. Sie stimulieren den Hörnerv. Diese unvertrauten elektronischen Impulse muss das Gehirn dann neu interpretieren, ein bisweilen langwieriger Lernprozess.

 

Jede Menge Durchhaltevermögen und Ausdauer

"Das ist der schwierigste Teil auf dem Weg, um wieder hören zu können", sagt Professor Di Martino. Die Rehabilitation kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen und wird im DIAKO ambulant durchgeführt. Sie verlangt von den Patienten jede Menge Durchhaltevermögen und Ausdauer. Am Ende steht dann aber oft der Erfolg, so wie bei Ulrike Fast.