PROF. DR. MED. HABIL. ERCOLE DI MARTINO

Prof. Di Martino Gestalten als Lebenselexier

Text und Fotos: Christine Bornkeßel
erstmals veröffentlicht im Oberneuland Magazin, 10/2014
 

Der Hals, die Nase und die Ohren eines Menschen sind seine Profession und gleichzeitig Passion. Begegnet man Ercole Francois Nikolaus Di Martino kann es passieren, dass er einen intensiv betrachtet, um dann spontan festzustellen, dass man die perfekte Nase habe.

Team Prof. Di Martino
 HNO Team am DIAKO Bremen © 2015 OM

Der 53-jährige Professor lebt seit vielen Jahren in Oberneuland, ist seit 2005 Chefarzt der HNO-Klinik am DIAKO in Bremen und befindet sich bereits zum zweiten Mal in der Bestenliste des Magazins FOCUS unter den Top 50 der besten Hals-Nasen-Ohrenärzte Deutschlands.

„Die beiden Nennungen in der FOCUS-Ärzteliste und auch die in der Bestenliste des Ratgebers der Zeitschrift „Guter Rat“ bringen Patienten aus ganz Deutschland und darüber hinaus zu uns“, erklärt Di Martino. Für ihn und sein zehnköpfiges Team am DIAKO (Foto: Der Chefarzt, Prof. Dr. Di Martino mit einem Teil seines internationalen Ärzteteams) ergaben sich auch daraus neue Herausforderungen. In den vergangenen Jahren gelang es dem gebürtigen Rheinländer, die Zahl der Betten in seinem Klinikbereich von 24 auf 34 zu steigern. Im Jahr 2012 führten er und sein Team mehr als 2.600 Operationen an Hals, Nase und Ohren durch.

Nicht von Beginn an standen diese „Körperbereiche“ für Ercole Di Martino auf der Hitliste seines medizinischen Interesses. Zunächst galt seine Präferenz der Orthopädie, dann der Anästhesie und schließlich begann er ein Studium der Zahnmedizin. Doch durch eine – wie er selbst heute im Rückblick sagt – glückliche Fügung kam er 1992 an die Universitätsklinik nach Greifswald in den Bereich HNO und absolvierte dort seine fundierte Facharztausbildung.

Im Gespräch über die Zeit dort werden bei ihm viele Erinnerungen wach. Nicht nur bezogen auf die seiner Erfahrung nach hervorragende Betreuung durch seinen Lehrmeister, Professor Werner, sondern auch die Situation der Klinik im Jahr 1992 bewegt ihn auch heute noch. „Der Putz bröckelte von den Wänden, die Klinik war insgesamt dunkel. Der Bau hätte ohne Änderungen als Kulisse für einen sehr alten Arztfilm dienen können“, erinnert sich Di Martino. Doch seine Frau Margareta und er waren sehr schnell von der Chance in Greifswald überzeugt, auch wenn der Weg von dort nach Bonn, dem vorherigen Wohnort, recht weit und zu dieser Zeit sehr beschwerlich war.

An dieser Klinik konnte er zu diesem Zeitpunkt eine seiner Leidenschaften ausgiebig ausleben – er konnte gestalten und entdecken. Viel intensiver als in einer westdeutschen Uniklinik. Wie er von sich selbst sagt, ist er neugierig auf alles Neue. Er richtete beispielsweise in Greifswald das erste Schlaflabor ein. Außerdem konnte er dort sehr viel operieren. Vor der Wende war die dortige Klinik die „Nasenschule“ des Ostens.

Nach den folgenden acht Jahren als Oberarzt und stellvertretender Klinikleiter an der HNO-Klinik der RWTH Aachen, wo er auch habilitiert wurde, wechselte Ercole Di Martino mit seiner Familie nach Bremen. Die Liste der Preise und Auszeichnungen in seinem Fachgebiet ist lang und beeindruckend. Ebenso wie seine Zusatzqualifikationen. Für ihn als wissbegierigen Menschen kennzeichnend ist beispielsweise auch die Tatsache, dass er parallel zu seiner Arbeit als Arzt in Aachen noch Management für Gesundheits- und Sozialeinrichtungen studierte.

Der Wissensdurst und seine Neugierde beschränken sich jedoch nicht nur auf seine Arbeit. Wie er selbst feststellt, „fehlen“ ihm noch zwei Teile der Erde in seiner persönlichen Reisesammlung – die Antarktis und Ozeanien. Er hat alle Formen des Reisens erlebt – vom Rucksack bis zum Hotel. Eine besonders beeindruckende Zeit für Ercole Di Martino waren die Monate, in denen er alleine Indien kennenlernen konnte. Diese Leidenschaft teilt auch seine Familie, jedoch sind dabei die Ziele und die Reiseformen ein wenig geplanter. Jedoch immer so, bekräftigt der Sohn eines italienischen Vaters und einer deutschen Mutter, dass ausreichend Raum und Zeit für individuelle Erlebnisse bleibt. All-inclusive-Wochen-Hotel-Aufenthalte sind für ihn kein Urlaub, sondern pure Langeweile.

Prof. Di Martino mit Gattin
  © 2015 OM, Christine Bornkeßel

An Oberneuland schätzt Ercole Di Martino besonders die Kombination aus dem dörflichen Charakter und der gleichzeitigen Nähe zur Stadt und zu seiner Klinik (Foto: Gemeinsam mit seiner Frau Margareta besucht Ercole Di Martino gerne die Feste in Oberneuland) Morgens um sechs Uhr, unabhängig vom Wetter, sitzt er auf seinem Fahrrad und dreht seine Runde über den Deich. Nach dem gemeinsamen Frühstück und der Fahrt ins DIAKO zieht er seinen weißen Kittel an und widmet sich ganz seinen Patienten als Professor Dr. med. Di Martino, Facharzt für HNO-Heilkunde.

Auch in diesem Teil seines Lebens ist er umgeben von Internationalität. Sein Ärzteteam besteht unter anderem auch aus zwei Syrern, einem Rumänen und einem Schweizer Arzt. Sprachen sind für Ercole Di Martino noch nie ein Hindernis gewesen. In nur drei Monaten lernte er Spanisch und spricht neben Italienisch und Englisch, Französisch auch noch Portugiesisch. Rumänisch verstehe er größtenteils, leider sei er aber darin nicht perfekt, wie er selbst bedauernd kommentiert.

Diese Sprachfähigkeiten helfen ihm auch bei seinem immer internationaler werdenden Patientenstamm. Da die Schönheitsideale anderer Kulturen sich von unseren Vorstellungen deutlich unterscheiden können, muss er auch hier weit über den medizinischen Tellerrand hinausblicken können. „Die Vorstellung von einer perfekten Nase sieht bei einer Frau aus dem Vorderen Orient oft ganz anders aus als das europäische Ideal“, erklärt der Experte.

Büroklammer vs Implantat
  Implantat © 2015 OM

Seine Operationen sind nicht nur die Behebung funktioneller Störungen, sondern auch inzwischen vermehrt ästhetischer Natur. Wenn er auf die Wahl seiner medizinischen Fachrichtung heute zurückblickt, dann ist er schon ein wenig stolz. Seine Leidenschaft gehört dem Filigranen. Neben Nasenoperationen führt er besonders gerne mikrochirurgische Eingriffe am Ohr durch. Er setzt 0,8 Millimeter kleine Implantate „von Hand“ ein und in seinem Metier bedeutet ein zehntel Millimeter eine Welt (Foto: Vergleich zwischen einer Büroklammer und einem gängigen Implantat.) Er liebt die Präzision in seiner Arbeit und beschreibt das Gestalten einer Nase aus seiner medizinischen Sicht als einen sehr kreativen Moment.

Die beiden Töchter der Familie Di Martino, Lara und Charlotte, fühlen sich nach eigenen Worten „Nordisch by Nature“. Sie sind echte Oberneulanderinnen, die die Reiselust und das Entdeckergen des Vaters geerbt haben. Die ältere Tochter Lara war inzwischen ein Jahr in Neuseeland und Charlotte wird das kommende Jahr ebenfalls dort verbringen.